Am 30.8.1983 stürzte sich der damals 23-jährige Cemal Kemal Altun in Berlin aus dem Fenster in den Tod, weil er Angst vor der Abschiebung in die Türkei hatte. Kurz darauf gab es das erste Kirchenasyl. In Gedenken daran wird der 30.8. in diesem Jahr erstmalig als bundesweiter „Tag des Kirchenasyls“ begangen.
„Menschen im Kirchenasyl unterzubringen, ist gelebte Mitmenschlichkeit und Solidarität. Doch seit Jahren klagen die Kirchen auch in Hamburg über eine immer härtere Gangart der Behörden. Diese Zermürbungstaktik hat das Ziel, Kirchenasyl zu verhindern. Das ist zutiefst unmenschlich“, kritisiert Carola Ensslen, flüchtlingspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft.
Seit 2018 müssen Kirchen ein sogenanntes Härtefall-Dossier beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) einreichen. Wird dieses abgelehnt, müssen Geflüchtete das Kirchenasyl innerhalb von drei Tagen verlassen. Während im Jahr 2015 noch rund 80 Prozent der Härtefälle anerkannt wurden, liegt die Quote gegenwärtig nur noch bei 3 Prozent.
„Das zeigt, dass sich der Druck auf die Kirchen deutlich erhöht hat. Und das geschieht auch auf Wunsch der Länder. Hamburg macht da keine Ausnahme“, sagt Ensslen. „Kirchengemeinden und Geflüchtete werden kriminalisiert: Unerlaubter Aufenthalt oder Beihilfe dazu lauten die Vorwürfe. Ich erwarte stattdessen von allen Behörden, dass sie ihre Spielräume maximal ausschöpfen, um in humanitären Notfällen Hilfe zu ermöglichen.“