Ungefähr 32.000 Menschen leben in Hamburg in rund 130 Wohnunterkünften von fördern&wohnen – Geflüchtete und Obdachlose. Die räumlichen Verhältnisse sind beengt, meistens müssen Küchen und Bäder gemeinschaftlich genutzt werden. Man sollte meinen, dass derUnterkunftsbetreiberdie Risiken eines Schädlings- oder auch Schimmelpilzbefalls in den Blick nimmt. Lange Zeit war dies jedoch nicht der Fall. Ein besonders negatives Beispiel des fehlgeschlagenen Versuchs, das Problem auszusitzen, war Ende letzten Jahres die Unterkunft Walddörferstraße – wo Wanzen, Kakerlaken, Ratten und Mäuse auftraten.
Mit unseren parlamentarischen Anfragen haben wir das Thema öffentlich gemacht und den Handlungsdruck verstärkt. In unserer ersten Anfrage (Drs. 21/15469) anlässlich der Vorfälle in der Walddörferstraße wurden wir vom Senat noch damit abgespeist, dass der Schädlingsbefall bei fördern&wohnen nicht erfasst würde. Nachdem vor allem aus der Unterkunft Waldweg ebenfalls massive Beschwerden kamen und wir dazu eine erneute nachgefragt haben (Drs. 21/16700), hieß es immerhin schon, dass es nun ein Schädlingsmonitoring gebe. Dokumentiert würden der Befall, die Auslegung von Fallen und deren Kontrolle.
So konnten uns auf unsere aktuelle Anfrage (Drs. 21/17796) hin genaue Auskünfte zu einzelnen Unterkünften gegeben werden: In der Walddörferstraße sind immer noch neun Wohneinheiten und fünf Gemeinschaftsküchen betroffen, im Waldweg dagegen nur noch zwei Wohnungen, in der Luruper Hauptstraße eine. Erschreckend ist das Ergebnis der Hygienebegehungen von 20 weiteren Unterkünften. Überall wurden infektionshygienische Gefahren protokolliert. Der Handlungsbedarf ist also nach wie vor groß. Dennoch soll die Behebung der Mängel erst nächstes Jahr kontrolliert werden, obwohl bekannt ist, dass schnelles und frühzeitiges Handeln mitunter langwierige Entwesungsmaßnahmen erspart.
Immerhin kann auch fördern&wohnen das Problem nicht länger leugnen. Seit Mai 2019 gibt es im Team „Hygiene“ eine vierte Mitarbeiter*in. Außerdem teilt der Senat mit, dass fördern&wohnen im August ein Vertragsunternehmen für die Schädlingsbekämpfung beauftragen wird. Dafür muss es entgegen den Behauptungen des Senats eine zentrale Erfassung des Schädlingsbefalls in den Unterkünften gegeben haben. Denn kein Unternehmen wird sich bei einem Angebot auf die „Schabe im Sack“ einlassen. Wir bleiben also am Thema dran.