Dramatische Wohnungsnot in Hamburg – der Druck auf Mieter:innen wird dabei immer heftiger. Nun wird das Gebäude Grindelhof 87 im Internet vollmundig als Crowdinfest-Projekt für zukünftige Mikroapartments angeboten:
https://www.crowdinvest-immobilien.de/projekte/exporo-apartments-grindelhof/ .
Das Ganze hat nur einen Haken: Im Haus wohnen noch die zum Teil langjährigen Mieter:innen. Und die wollen da gar nicht raus. Die mutmaßliche neue Eigentümerin, eine Projektentwicklungsgesellschaft, greift zu dubiosen Methoden, um die Mieter:innen schnell loszuwerden. Es wurden zwei Personen beauftragt, die nun die Leute mit Drohszenarien von massiven Umbau-Arbeiten dazu drängen wollen, einen Aufhebungsvertrag zum Ende des Jahres zu unterschreiben. Die Mieter:innen fürchten zudem um ihren Kündigungsschutz, weil es sich überwiegend um möblierte Wohnungen handelt.
Dazu Carola Ensslen, Abgeordnete der LINKEN in der Hamburgischen Bürgerschaft und Wahlkreisabgeordnete in Rotherbaum: „Mit solchen ‚Gesprächen‘ wird Druck ausgeübt. Wer kann sich gegen die Ansage, dass das Haus durch die Umbau- und Sanierungsarbeiten unbewohnbar wird, schon wehren? Ich halte das Ganze für höchst fragwürdig, weil der Mieterschutz ausgehebelt wird. Vermieter:innen müssen Sanierungsvorhaben schriftlich erläutern und das beendet im Grundsatz die Mietverhältnisse auch nicht. Für eine Kündigung müssen Fristen eingehalten und wirtschaftliche Interessen nachgewiesen werden. Eigentum verpflichtet: Ich fordere die Eigentümerin auf, nur notwendige Instandhaltungs- und Modernisierungsarbeiten durchzuführen und den Mieter:innen ihre Wohnungen nicht wegzunehmen.“
Mikey Kleinert, Vorsitzender der Linksfraktion in der Bezirksversammlung Eimsbüttel: „Bereits 2019 war absehbar, dass Bewohner:innen des Stadtteils Rotherbaum vor Verdrängung durch Luxussanierungen und die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen geschützt werden müssen. Unsere Initiative in der Bezirksversammlung für eine soziale Erhaltungsverordnung wurde damals abgelehnt, da der Bedarf nicht gesehen wurde. Das war eine Fehleinschätzung, die sich jetzt rächt: Menschen, die teilweise seit 1989 in dem Haus Grindelhof 87 leben, sollen jetzt für Profite weichen.”