Die Betreuung und Beratung in den Unterkünften für Geflüchtete soll neu strukturiert und als echte Sozialarbeit gestaltet werden. Das fordert DIE LINKE in einem Antrag (Drs. 21/19479) zur Sitzung der Hamburgischen Bürgerschaft am kommenden Mittwoch. Bisher ist das Unterkunfts- und Sozialmanagement (UKSM) von fördern&wohnen zuständig u. a. für Belegungsmanagement, Gebührenbescheide, Krisenintervention, Vernetzung im Sozialraum und die so genannte Orientierungsberatung, also die Information, wo es Unterstützung gibt. Theoretisch ist jede_r Mitarbeiter_in von f&w für 80 Geflüchtete zuständig.
„In der Realität ist ein_e Mitarbeiter_in für mindestens 100 Geflüchtete da“, erklärt die integrationspolitische Sprecherin der Fraktion, Carola Ensslen. „Bei den vielfältigen Aufgaben ist das entschieden zu wenig. Außerdem braucht Beratung Vertrauen: Das kann nicht entstehen, wenn das Gegenüber gleichzeitig für obrigkeitliche Maßnahmen wie das Kassieren von Gebühren zuständig ist. Daher ist eine strikte personelle Trennung der Aufgaben notwendig.“
Die Orientierungsberatung entspreche derzeit nicht dem, was Geflüchtete brauchen, vor allem in der frühen Phase nach der Ankunft, kritisiert Ensslen: „Hier ist es nötig, die Menschen intensiver zu begleiten. Das können nicht alles Ehrenamtliche tragen. Wichtig ist auch, das Angebot durch unabhängige Beratungsstellen in der Nähe von Unterkünften zu ergänzen, damit Geflüchtete eine echte Wahl beim Beratungsangebot haben. Es wird Zeit, dass f&w und die Sozialbehörde sich mit den Trägern der Migrations- und Sozialberatung an einen Tisch setzen, um eine gute Angebotsstruktur der sozialen Arbeit zu schaffen.“
Die Grundlage der Senatspolitik, der „Lebenslagenbericht Geflüchtete“, liegt nunmehr vor. „Er liefert zwar wohlklingende theoretische Beschreibungen“, so Ensslen. „Er ist aber ohne Befragung von Geflüchteten und Ehrenamtlichen erstellt worden und so sein Papier nicht wert.“