Aus zahlreichen Dokumenten lässt sich herleiten, dass es an Schulen in Hamburg in der NS-Zeit Zwangsarbeiter_innenlager gab. Systematisch erforscht ist dieses dunkle Kapitel der Geschichte jedoch noch nicht. Und der Schulsenator denkt auch nicht im Entferntesten daran, diesbezüglich die Vergangenheit aufzuarbeiten.
Das ergibt eine Anfrage (Drs. 21/19843) der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft. „Wir haben drei Eimsbüttler Schulen genannt, um konkret herauszufinden, was die Schulbehörde macht oder plant und wie sie Schulen unterstützt. Herausgekommen ist – nichts“, kritisiert Carola Ensslen, Eimsbütteler Bürgerschaftsabgeordnete der Linksfraktion. „Bei der katholischen Schule Am Weiher, in der es ein Lager für Beiersdorf gab, zieht sich der Senat gar auf die Privatschulfreiheit zurück. Dabei besteht eine staatliche Verantwortung für alle Schulen. Und gerade hier müsste die Schulbehörde auch das benachbarte Beiersdorf mit in die Pflicht nehmen.“
Insgesamt findet zwar Erinnerungsarbeit an Hamburger Schulen statt, aber zu den Zwangsarbeiter_innenlagern gibt es keine behördlich koordinierte Arbeit. „Hier besteht eine Leerstelle in der schulbehördlichen Aufarbeitung,“ erklärt Sabine Boeddinghaus, schulpolitische Sprecherin der Fraktion. „Die kann der Senat auch nicht mit wortreichen allgemeinen Ausführungen zur Vergangenheitsbewältigung überdecken. Dass es an der Max-Brauer-Schule ein Schüler_innenprojekt zum Lager „Moortwiete‘ gab, ist zu begrüßen, ersetzt aber nicht die notwendige Befassung durch die Schulbehörde. Hinter Lagern stecken Menschen – Opfer wie Täter_innen. Es kann nicht allein Schulprojekten überlassen werden, darüber mehr zu erfahren.“